Birken fördern die biologische Vielfalt in unseren Wäldern. Es gibt bis zu 100 Tierarten mehr im Nadelwald, wenn darin ein paar Birken vorhanden sind. Immerhin haben sich bei uns über 160 Insekten auf sie als Nahrungsquelle spezialisiert. 118 davon sind Großschmetterlinge. Nur Eichen und Weiden sind beliebter.

Wir wurden ausgezeichnet

Die Vereinten Nationen haben den Zeitraum von 2011 bis 2020 als UN-Dekade Biologische Vielfalt ausgerufen, um dem weltweiten Rückgang der Naturvielfalt entgegenzuwirken. Ein breit verankertes Bewusstsein in unserer Gesellschaft für den großen Wert der Biodiversität ist eine wichtige Voraussetzung. Die UN-Dekade Biologische Vielfalt in Deutschland lenkt mit der Auszeichnung vorbildlicher Projekte den Blick auf den Wert der Naturvielfalt und die Chancen, die sie uns bietet. Gleichzeitig zeigen diese Modellprojekte, wie konkrete Maßnahmen zum Erhalt biologischer Vielfalt, ihrer nachhaltigen Nutzung oder der Vermittlung praktisch aussehen.

Das Projekt „PlanBirke“, ausgezeichnet am 20.08.2020, trägt in beispielhafter Weise zum Erhalt biologischer Vielfalt bei.

Mehr Informationen finden Sie unter:www.undekade-biologischevielfalt.de

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Was ist Biologische Vielfalt?

Unter dem Fachbegriff „Biodiversität“ oder „Biologische Vielfalt“ werden drei wichtige Säulen des Naturschutzes zusammengefasst:

Gemeint ist damit ist die Anzahl verschiedener Arten, die sich in einem bestimmten Gebiet finden lassen, nicht jedoch deren Häufigkeit. Sie nimmt mit der Vielfalt der Lebensraumtypen dort zu, weil jede Art ganz unterschiedliche Ansprüche hat, um sich wohl zu fühlen.

Je mehr Lebensraumtypen in einer Landschaft vorkommen, umso höher ist auch deren Artenvielfalt. So finden sich auf einer Fläche aus Mischwald, Wiese, Wegen und Hecken mehr Arten als in einem Reinbestand der selben Größe.

Nur mit einer hohen genetischen Vielfalt schaffen es Organismen, sich an unterschiedliche Lebensräume anzupassen. Sie ist die Grundlage für die Entstehung neuer, aber auch für die Erhaltung vorhandener Arten.

Zwischen diesen Aspekten herrscht eine strenge Abhängigkeit. Da immer mehr Lebensräume bedroht sind oder ganz verschwinden, ist auch die Vielfalt der Arten und damit ihre genetische Diversität bedroht. Um dem entgegenzuwirken, hat die Bundesregierung schon 2007 die „Nationale Strategie zur Biologischen Vielfalt“ beschlossen. Trotz vieler Bemühungen zeigen verschiedene aktuelle Berichte und Analysen, dass der Stopp des Artensterbens noch nicht erreicht ist, sondern eher zunimmt.

Als Baumart, die sich frech und ungefragt in Reinbestände hineinschmuggelt, kann sie dort die Artenvielfalt stark erhöhen. Darin ist sie beinahe so gut wie Eichen, da ihre Blätter gern gefressen werden und sie noch mehr Licht auf den Boden durchlässt. Damit können sich unter ihrer Krone lichtbedürftige Gräser und Kräuter ansiedeln, die wiederum Nahrungsgrundlage weiterer Tiere sind. Gleichzeitig verbessert ihr im Herbst herabfallendes Laub die Bodenqualität derart, dass sich vermehrt Kleinstlebewesen ansiedeln. Davon profitieren alle Pflanzen und Tiere im Wald.

 

Gerade nach großflächigen Schadereignissen wie Sturmwurf oder Waldbrand ist die Birke eine der ersten Gehölze, die zurückkehren und wieder den Lebensraum Wald schaffen. Natürlich nur solange, bis sie von schattenertragenden Baumarten wie der Buche verdrängt wird. Dennoch bietet sie diesen Baumarten und vielen Waldtieren Schutz und Nahrung für die Übergangszeit.

Lebensräume sind nur selten über Jahrhunderte hinweg dauerhaft. Vielmehr unterliegen sie einem stetigen natürlichen oder menschgemachten Wandel. Die Birke stellt dabei hierzulande fast immer eine Art „Übergangslösung“ dar, an die sich einige Arten angepasst haben und sie begleiten.

 

Verändern sich Umweltbedingungen, müssen Lebewesen „umziehen“ oder sich anpassen können, sonst sterben sie im Extremfall aus. Da Bäume besonders langlebig und ortsgebunden sind, ist die Anpassungsfähigkeit für sie besonders wichtig. Die Grundlage dafür ist die genetischen Vielfalt. Birken haben hier mehrere Vorteile: Ihre Lebensspanne ist kurz, sie produzieren viele Samen und diese fliegen sehr weit. Damit kann sie ihre Anpassungsfähigkeit optimal weitergeben und sich auch weiterentwickeln (Evolution). Nachteilig ist jedoch z.B. die Empfindlichkeit auf Veränderungen im Wasserangebot. Mit einer hohen genetischen Vielfalt stellt sich vielleicht irgendwann eine zunehmende Toleranz auf plötzliche Trockenheit ein. Dazu bedarf es aber dem Vorhandensein einer Vielzahl möglicher Lebensräume.

 

Gifthäubling (Galerina marginata) | Foto: Daniel Rödiger
Trauermantel (Nymphalis antiopa) | Foto: Daniel Rödiger
Gelbe Lohblüte (Fuligo septica) | Foto: Daniel Rödiger
Kleinspecht (Dryobates minor) | Foto: Daniel Rödiger
Fraßgänge des Großen Birkensplintkäfers (Scolytus ratzeburgii) | Foto: Daniel Rödiger
Großes Jungfernkind (Archiearis parthenias) | Foto: Monika H.M. Klocker
Ein wunderliches Wesen
Birkengesicht, Foto: Hans Küchenmeister

„Die biologische Vielfalt ist wesentliche Grundlage für das Leben der Menschen. Unsere Lebensqualität, Gesundheit und gesellschaftliche Entwicklung hängen von ihr ab. Umfragen zeigen deutlich – die Menschen lieben die Natur wegen der Einzigartigkeit, Schönheit und Vielfalt von Tieren, Pflanzen und Landschaften. Die Natur liefert dem Menschen aber auch Leistungen, von denen unsere Nahrung, unser Wohlergehen und die wirtschaftliche Entwicklung abhängen. Nur wenn dieses Naturkapital geschützt und erhalten wird, kann es die Bedürfnisse heutiger und künftiger Generationen sichern und wichtige Ökosystemleistungen für die Menschen dauerhaft erbringen.“

(BMU – Rechenschaftsbericht 2017, Biol. Vielfalt)

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